Walter Bonatti 1930 - 2011

von Chris

Danke für deine Inspiration, Walter! So wie du wurde ich zwar nie, zu hoch hast du die Latte gehängt, als dass ich Angsthase dir je hätte das Wasser reichen können. Aber wenn es dich nicht gegeben hätte, dann wäre ich wohl nie zu dem Stoff meiner Träume - und schlussendlich nicht zum Klettern - gekommen. Wie habe ich mit deinen Geschichten mitgefiebert, mitgelitten und mitgefreut. Kalte Biwaknächte miterlebt... zwar unter der warmen Decke in meinem Bett und über deine Bücher gebeugt. Aber in meinen Teenagerjahren wecktest du mit deinen Erlebnissen meine Lust nach Abenteuer. Abenteurer sein - das war für ich zentral. Was ich immer besonders bewundert habe, war dein Kalkül und deine Fähigkeit Gefahr einzuschätzen. Du wusstest, wie weit du gehen konntest. Das hat mich beschäftigt und mir imponiert.

Keine Grossmannssucht, du konntest vom Versuch der ersten Alleinbegehung der Heckmair am Eiger zum richtigen Zeitpunkt umkehren und zugeben, dass der Berg zu gross für dich war. Du wusstest am Grand Capucin welche neue Grenze möglich war. An der Dru hast du Grenzen nochmals verschoben und dem extremen Alpinismus einen neuen Blickwinkel eröffnet. Was war ich hingerissen von deinem Bericht, als du an einem Haken hängend vor einer glatten Passage nicht mehr weiterwusstest und mit einem Knoten im Seilende einen 12 Meter über dir hängenden Klemmblock durch Seilwurf geangelt und dich trotz fragwürdiger Verklemmung des Knotens dahinter daran hochgezogen hast. Wobei, ganz geglaubt habe ich dir ja diese Story nie... ;)

Was war das nur für ein Drama am Freneypfeiler. Aber du hast Leben gerettet, weil du wusstest, wie weit du gehen und was du geben kannst. Auch wusstest du als Profi, der schon damals seinen ganzen Lebensunterhalt nur durch's Klettern verdiente, dass dies nur ein Abschnitt im Leben sein kann. Und auch das nur 10 Jahre lang. Du kanntest die Grenzen und die Gefahr, wusstest aber, dass du zum Abschluss der Matterhorn-Nordwand noch eine Direttissima schenken konntest. Nein, ein Draufgänger warst du nicht, sondern einfach besonnen und klar.

Und einfach auch fit... Wie kann man nach 7 Tagen ganz allein an der Dru so frisch und fröhlich lachend mit gutem Haarschnitt und kaum Bartwuchs vom Berg zurückkehren (siehe Foto). Tja, auch meine Freundinnen fanden - wenn sie dein Bild in einem Buch sahen - dass du gut ausgesehen hast. Da war ich dann ein wenig eifersüchtig auf dich...

Du bist dir treu geblieben und hast bis zum Schluss deine Abenteuerlust bewahrt und entecktest mit aussergewöhnlichen Trips und Expeditionen abgelegene Gebiete unserer Welt. Es ist schön, deine Naturbeschreibungen zu lesen. Du hattest die Augen offen... Nun hast du sie für immer geschlossen. Aber durch dich habe ich die Welt zu sehen gelernt und dank deiner Berichte zum Klettern gefunden, das auch mir die Augen geöffnet hat. Danke!

Ciao Walter, trova la tua avventura dove siete ore!

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